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Wir saßen bei einer Tasse Kaffee auf unserem Sofa und lauschten einer Schallplatte (vermutlich irgendein Gaming-Soundtrack), dabei philosophierten wir darüber, wie schön es doch wäre, aus der alltäglichen Routine auszubrechen und etwas Neues zu wagen. Wie immer bei solchen Gesprächen malten wir uns die wildesten Fantasien aus und wussten aber, dass dies nur Vorstellungen waren.
Doch diesmal war es anders. Angetrieben von dem Gedanken, dass wir immer fantasierten und nie wirklich machten, fassten wir den Entschluss, es dieses Mal durchzuziehen.
Nun fehlten nur noch die Definition, das Ziel und der Zeitpunkt des „etwas Neues wagens“. Die Definition war schnell gefunden: Remote Work, denn mein Mann kann bis zu drei Monate jährlich aus dem Ausland arbeiten. Aber von wo? Eins war klar: Es muss mit dem Zug erreichbar sein. Die Zugreise nach Schweden im Jahr davor hatte uns so gut gefallen, dass wir dies unbedingt wiederholen wollten.
Der Norden hatte es uns angetan, vor allem liebten wir beide das Klima dort. Jedoch sprachen wir beide die Sprache nicht und für die längere Dauer des Aufenthalts fühlten wir uns damit nicht wohl. Außerdem wollten wir ja etwas „Neues“ und im Norden waren wir erst letztes Jahr. 
Dann hatte mein Mann die Idee, nach Portugal zu gehen und wir merkten beide, dass es die richtige Wahl war. Portugiesisch war meine Muttersprache (zwar das brasilianische, aber dazu später mehr) und es ist ein herzliches und entschleunigtes Land. Es bietet viel zu Entdecken und natürlich gibt es dort die berühmten Pastéis de Nata. Wir beide waren erst ein Mal dort. Außerdem hatte die Firma meines Mannes einen Sitz in Portugal. Teile seines Teams arbeiteten von dort und er wollte das nutzen, um mit ihnen vor Ort zusammenzuarbeiten.
Das Ziel stand fest, also fehlte nur noch der Zeitpunkt … Ich begann gerade nebenberuflich eine Weiterbildung zur „Fachwirtin Medienmarketing und -vertrieb“ mit regelmäßigen Präsenzphasen in Frankfurt. In der Zeit von Juli bis Oktober gab es nur eine Präsenz und wir entschieden uns für diesen Zeitraum. Ich würde dann einfach für diese Zeit kurz zurückkommen.
Die Fantasie nahm Form an. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mit zittriger Stimme meinen Mann fragte: „Machen wir das jetzt echt?!“. Die nackte Angst hatte mich gepackt, wir hatten doch immer nur Späße gemacht und jetzt sollte es real werden? Als Antwort darauf, und bevor es eine Möglichkeit gab, einen Rückzieher zu machen, stellte er den Antrag bei seiner Arbeit. Kurze Zeit später hatte er die Bestätigung erhalten und ich realisierte, dass es nun wirklich ernst wurde.
In meiner Anstellung als Grafikerin war es nicht möglich remote zu arbeiten. So traf ich nach einem Gespräch mit meinem Chef die Entscheidung zu kündigen. 
Die Grundpfeiler unserer Mission „Portugal mit dem Zug erkunden“ waren gesetzt – jetzt gab es also kein Zurück mehr! 

				
				
			
Schön