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Stuttgart, 7. Juli 2025, 10:33 Uhr – da sind wir nun also am Stuttgarter Hauptbahnhof, bereit für unsere erste Interrail-Etappe von Stuttgart nach Bordeaux. Am Gleis warten wir darauf, dass der Zug Richtung Paris-Est einfährt. So richtig realisiert, dass es nun losgehen soll, habe ich wohl immer noch nicht. Der Zug wohl auch nicht, denn der hatte erstmal eine Verspätung von ein paar Minuten. Halb so schlimm, dachten wir, in Paris mussten wir zwar den Bahnhof wechseln, aber wir hatten ja einiges an Umstiegszeit eingeplant. Dann fuhren wir los und erreichten schnell eine Geschwindigkeit von über 300 km/h, so würden wohl schnell am Ziel ankommen. Seelenruhig packte ich mir ein Hörbuch auf die Ohren und träumte von anderen Welten.

Irgendwann schauten wir auf die Uhr und stellten fest, dass unterwegs aus den paar Minuten allerdings satte 50 Minuten Verspätung wurden. Wir suchten dann schon im Zug nach den schnellsten Metroverbindungen in Paris Richtung Montparnasse. Dabei hatten wir nicht sonderlich viel Zeit, denn in 50 Minuten fuhr schon der Zug nach Bordeaux.
Am Bahnhof Paris-Est angekommmen, eilten wir Richtung Metro und mussten uns noch Tickets kaufen. Leider waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee, und es ergab sich eine lange Warteschlange. Als wir dann zum Gleis kamen, hatten wir die direkte Metroverbindung knapp verpasst und die nächste hatte deutliche Verspätung. Na klasse! Wir entschieden uns, in die nächste einfahrende Bahn einzusteigen, um dem Ziel zumindest etwas näher zu kommen und dann umzusteigen. Dabei stellten wir aber recht schnell fest, dass wir den Zug nicht rechtzeitig erreichen würden. Also versuchten wir, eine Sitzplatzreservierung für den nächsten Zug zu bekommen. Leider war das nicht mehr möglich, auch für die Folgezüge der nächsten Tage (!) nicht. Alle Züge waren ausgebucht: in Frankreich war Ferienbeginn


In Paris Montparnasse angekommen, mussten wir uns erstmal orientieren, denn der Bahnhof war ein riesiger Gebäudekomplex! Dieser erinnerte eher an einen Flughafen oder ein Einkaufszentrum in einer Metropole, aber nicht an einen Bahnhof. Über mehrere Stockwerke erstreckten sich unzählige Shops, Restaurants und Cafés und man fand alles, was das Herz begehren könnte. Irgendwann fanden wir den Servicebereich von inOui (so heißen die französischen Hochgeschwindigkeitszüge die eine Weiterentwicklungen der TGVs sind) und stellten uns in die Schlange der Wartenden.
Wir hatten schon Sorge auch den nächsten Zug zu verpassen, als wir dann doch kurzfristig drankamen. Der Mitarbeiter, der uns bediente, war sehr hilfsbereit und wir konnten uns sogar auf Englisch mit ihm unterhalten. Für solche Angelegenheiten war mein Schulfranzösisch dann doch nicht mehr ausreichend. Er erklärte uns, dass alle Züge in den nächsten Tagen bereits ausgebucht seien. Wir gerieten in Panik – wie sollten wir denn so weiterkommen?! Dann stellte er uns allerdings ein Schreiben aus, das uns wegen der Verspätung des vorherigen Zuges die Mitfahrt im nächsten Zug erlaubte. Allerdings würden wir keinen Sitzplatz erhalten und mussten die gesamte Fahrt im Bistroabteil verbringen.
Wir machten uns direkt auf den Weg zum Gleis. Hier wartete schon die nächste Überraschung auf uns: In Frankreich sind die Gleise der Hochgeschwindigkeitszüge für Außenstehende abgesperrt. Dort findet ein richtiges Boarding mit Ticketkontrolle statt – zum Zug darf nur wer ein gültiges Ticket hat. Wir wurden von den Mitarbeitenden verständnisvoll zum Wagen mit dem Bistroabteil geleitet. Wir waren wohl nicht die Einzigen und die wenigen Sitzplätze dort waren leider schon besetzt – also hieß es 2 Stunden stehen. Das Geld für die verlorene Reservierung haben wir allerdings nicht zurückerhalten aber immerhin kamen wir so nach Bordeaux. Da unser Hotel den Check-In nur bis 19 Uhr anbot, mussten wir unterwegs noch klären, dass wir später ankommen würden. Die Mitarbeiterin war so freundlich auf uns zu warten.
Vollkommen k.o. kamen wir dann gegen 19:30 Uhr in Bordeaux an, fuhren mit dem Bus zum Hotel und checkten ein. Dort ruhten wir uns kurz aus, machten uns frisch und suchten ein Restaurant zum Abendessen. Mit ein Grund für den Besuch in Bordeaux waren für mich die Austern, die an den Küsten rund um die Region gezüchtet werden. Mein Mann teilt diese Vorliebe leider nicht, aber dann bleibt immerhin mehr für mich übrig.



Wir hatten uns ein Restaurant in der Nähe des Hotels ausgesucht: Les Décantés. Die detaillierte Erfahrung findet ihr hier. So viel sei verraten: Es war fantastisch!
Nach diesem tollen Essen war der Stress der Anreise fast vergessen. Ein wenig traurig war ich trotzdem, denn für Bilder von unterwegs war im Stress nicht sonderlich viel Motivation vorhanden. Für die nächsten Tage gelobte ich mir Besserung.
Im Hotel angekommen, fielen wir dann völlig erschöpft und übersättigt ins Bett, dankbar für die hilfsbereiten Menschen, die uns unterwegs begegnet waren.
Etappe 1 war geschafft ✅️
