Lesezeit ca. 5 Minuten
Nachdem die Idee gefunden und die wichtigsten Fragen geklärt waren, machten wir uns an die Vorbereitungen. Dabei stellten wir fest, dass die Zugreise nicht ganz so gemütlich werden würde wie die mit dem Nachtzug nach Stockholm im vergangenen Jahr. Denn auf der Iberischen Halbinsel gab es ein anderes Schienensystem als bei uns, und so würde der Grenzübergang etwas komplizierter werden. Vor einigen Jahren gab es einen Nachtzug von Madrid nach Lissabon. Dieser wurde allerdings während Corona eingestellt und nicht wieder aufgenommen.
Nachdem wir uns eine Route ausgesucht hatten und die Preise für die einzelnen Tickets der Stationen sich summierten, stellten wir schnell fest, dass sich ein Interrail-Ticket lohnen würde. Als wollte das Universum uns einen Schubs geben, gab es gerade einen Sale bei Interrail, und wir entschieden uns für den 3-Monats-Pass. Mit dem Sale kostete der Pass jeweils 813 € – bei weitem kein „Schnäppchen“ –, aber Fliegen kam für uns nicht infrage.
Bei den Interrail-Pässen muss man beachten, dass die Sitzplatzreservierung in reservierungspflichtigen Zügen nicht inkludiert ist – diese müssen separat erworben werden. Vor allem in Spanien muss man dies beachten, da es hier quasi nur reservierungspflichtige Züge gibt. Auch hier lohnt sich schnell sein, denn die Preise der Reservierungen variieren je nach Kontingent und steigen, wenn dieses schwindet. Wenn man Pech hat, ist der Zug auch schon ausgebucht, und man bekommt keinen Platz mehr. Also lieber vorzeitig planen – wir mussten das leider schmerzhaft lernen.
Nach dem Kauf der Pässe buchten wir die Sitzplätze für die Fahrt nach Bordeaux. Dieser Stopp war schon sicher und die Sitzplätze bereits ziemlich teuer: 86 € für zwei Personen mit Stopp in Paris.
Danach ließen wir die Planung aber erst einmal ruhen. Unser Alltag war zuletzt ziemlich stressig und zehrte an unseren nervlichen Ressourcen. Außerdem musste der ganze Mut, der für diese Entscheidung herhalten musste, auch erst einmal wieder aufgetankt und verarbeitet werden.
Eine Woche vor Abfahrt fanden wir dann die Motivation, die restliche Fahrt bis Portugal zu planen. Shame on us, denn teilweise waren Züge schon ausgebucht oder die Plätze teuer. Wir fanden dann allerdings noch eine Verbindung mit dem Regionalzug. So konnten wir auch noch etwas sparen, denn hier war keine Sitzplatzreservierung notwendig. Für die restlichen Fahrten durch Spanien bis zum ersten Ziel in Portugal fielen allerdings noch 75 € für Sitzplätze an.
Leider stellte sich die Reservierung über Interrail als kompliziert heraus und es hat lange gedauert, bis es mal geklappt hat. Aber auch nur einmal, das andere Mal mussten wir über „Rail Europe“ buchen. Mich würde hier wirklich interessieren, ob andere auch diese Erfahrungen gemacht haben?

Und so sah unser Reiseplan bis Portugal dann aus:
- 1. Etappe: Stuttgart – Paris Est – Paris Montparnasse – Bordeaux
 - 2. Etappe: Bordeaux – Hendaye – Irún – Vitoria-Gasteiz
 - 3. Etappe: Vitoria-Gasteiz – Madrid – Vigo
 - 4. Etappe: Vigo – Viana do Castelo
 
Da die einzelnen Zugfahrten ziemlich lang dauerten, entschieden wir uns, die Reise in Etappen aufzuteilen. Am Ende jeder Etappe wollten wir jeweils eine Nacht in den Städten verbringen, um uns Zeit zu lassen. Start in Stuttgart war am 7. Juli, und am 10. Juli sollten wir schon in Viana do Castelo ankommen. Die restliche Route würden wir dann unterwegs im Flow planen. Da in Portugal meistens Regionalzüge fuhren, machten wir uns auch keine Sorgen um Sitzplatzreservierungen.
Dann fehlten nur noch die Hotelbuchungen an den einzelnen Stationen. Hier haben wir vor allem auf die Nähe zu den Bahnhöfen, aber auch zur Stadtmitte geachtet, da wir jeweils nur eine Nacht dort verbracht hatten und die Zeit möglichst sinnvoll nutzen wollten. Zu teuer durfte es natürlich auch nicht sein. Da kamen uns Cashbacks und andere Angebote sehr zugute, da wir mitten in der Ferienzeit unterwegs waren. Durchschnittlich haben wir 60 € pro Nacht bezahlt. Die Übernachtungen wären auch deutlich günstiger in Hostels möglich gewesen, aber ein eigener Schlafbereich und ein eigenes Bad waren uns trotz allem wichtig.
Erste Etappen und Hotelbuchung – Check! Dann fehlte ja nur noch die Sache mit dem Gepäck.

Neben der Routenplanung mussten wir uns natürlich auch Gedanken über das Gepäck machen. Drei Monate unterwegs zu sein und zusätzlich noch digitales Zubehör zum Arbeiten mitzunehmen, stellte sich als logistisches Problem dar, denn die Möglichkeiten waren doch eingeschränkt. Wir besaßen bereits zwei große Rucksäcke mit 55 Litern Volumen, aber wir konnten uns nicht darauf reduzieren und entschieden uns, jeweils noch einen Trolley mitzunehmen. Überraschung schon vorweg: Das ganze Gepäck ging uns bereits am zweiten Tag gehörig auf die Nerven.
Was sich allerdings als Segen herausstellte, waren Reisevakuumbeutel. So konnten wir unsere Kleidung sehr handlich verpacken und das Volumen deutlich reduzieren.
Das Packen selbst schoben wir allerdings bis auf den letzten Tag bzw. die Nacht vor der Abreise. Denn wir mussten uns ja noch ausgiebig von Familie und Freunden verabschieden. War ja noch genug Zeit – ganz klassisch.
Dann kam der 7. Juli: Route bis Portugal war geplant, Sitzplätze und Hotels gebucht, „Koffer“ gepackt, Familie und Freunde verabschiedet – und wir waren fertig zur Abfahrt. Jetzt konnte ja nichts mehr schiefgehen, oder?
ODER?!
